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Der Darm als Trainingsfeld für das Immunsystem

Verdauen und Ausscheiden, diese Funktionen des Darms kennt wohl jeder, doch er leistet noch viel mehr. Die meisten Menschen wissen aber nicht, dass sich in unserem Darm ein großer Teil, ja sogar der größte Teil, des Immunsystems befindet! Generell scheint der Darm ein wichtiges Trainingsfeld für unser Immunsystem zu sein. Er setzt sich sozusagen, mit sicherer Barriere der Darmschleimhaut im Rücken, mit fremden oder darmeigenen Bakterien und anderen Krankheitserregern auseinander. Er befindet sich demnach in halb acht Stellung.

Die Darmflora und Antibiotika

Wenn allerdings zum Beispiel durch Einnahme von Breitbandantibiotika die gesamte Darmflora zerstört wird, so geht das Immunsystem dann aus der halb acht Stellung in eine Schlafstellung über. Es braucht sich ja jetzt nicht mehr anzustrengen. Gelangen nun tatsächlich Erreger über andere Eingangspforten in unseren Körper hinein, dann finden sie breite Angriffsflächen und haben somit ein leichtes Spiel. Immunologen, das heißt Wissenschaftler, die sich mit dem Status des Immunsystems beschäftigen, haben diese Tatsache eindeutig nachgewiesen. Man kann sogar davon ausgehen, dass das Immunsystem kurz nach der Einnahme von Antibiotika stark in Mitleidenschaft gezogen wird. Der Körper ist jetzt ganz besonders anfällig für Erkrankungen, die beispielsweise durch Viren ausgelöst werden, auf die das Antibiotikum keinen Einfluss hat. Ein erster Tipp: lassen Sie sich von ihrem Arzt nach der Einnahme von Antibiotika ein Medikament verschreiben, das bewirkt, dass die Darmflora sich schnell wieder regenerieren kann.

Darm und Immunsystem

Für ein gut funktionierendes Immunsystem spielt der Darm eine entscheidende Rolle. Schließlich hat er durch seine große Fläche sehr viele Abwehrzellen. Diese verhindern zunächst, dass mit der aufgenommenen Nahrung Schadstoffe oder Krankheitskeime ins Körperinnere gelangen. Aber die Immunzellen im Darm leisten noch viel mehr. Sie geben wichtige Informationen an das gesamte Abwehrsystem des Körpers weiter. Ein großer Teil der Immunleistung bezieht sich auf die Reaktionen aus dem Darm. Es ist ein regelrechtes Immun Training, das der Körper durch den stetigen Kontakt der Darmflora mit aufgenommenen Keimen von außen durchläuft. Bei gefährlichen Eindringlingen sind die Immunzellen des Darmes die ersten, die Abwehrstrategien entwickeln. Sie geben dann Signale an die Leit- und Steuerzellen des Immunsystems weiter. Diese immunologischen Aufgaben kann der Darm nur erfüllen, wenn seine Bakterienbesiedlung, die Darmflora, im Gleichgewicht ist. Ohne die intakte Barriere der natürlichen im Darm vorkommenden Mikroorganismen wird das Immunsystem störanfällig.

Eine wichtige Rolle im gesunden Darm spielen die Milchsäurebakterien, zum Beispiel Lactobazillen, Bifidobakterien und Streptococcen. Ihr Stoffwechselendprodukt, die Milchsäure, säuert das Darmmilieu an. Dadurch hemmt sie das Wachstum vieler Krankheitskeime. Besonders effektiv sind die sogenannten „probiotischen“ Stämme. Sie stimulieren das Immunsystem. Darüber hinaus verbessern sie die Stoffwechselvorgänge im Darm und unterstützen die Verdauung. Eine intakte Darmflora kann sogar Durchfall Erkrankungen verhindern oder ihren Verlauf zeitlich verkürzen. Es gibt auch Medikamente mit lebenden Keimen oder Stoffwechselprodukten der Mikroorganismen, die die Darmflora positiv beeinflussen. Letztere können Sie auch mit auf Reisen nehmen, da man sie nicht im Kühlschrank aufbewahren muss.

Die Darmimpfung: Eine Schluckimpfung über den Darm

Schon seit Jahren ist bekannt, dass der Darm ein eigenes Immunsystem besitzt, ja, dass dieses sogar zum spezifischen und unspezifischen Immunisieren nicht nur gegen Darmkrankheiten genutzt werden kann. Für Darmimpfungen werden inaktivierte Erreger in Kapseln gegeben. Nach der Einnahme lösen sie sich im Dünndarm auf und setzen die abgetöteten Erreger frei. Dort kommen sie mit den in der Darmwand befindlichen Zellen des Immunsystems in Kontakt und lösen so die ganze Kaskade der Immunreaktion aus. Noch ist die Gemeinde derer, die diesen gefahrlosen und effektiven Weg des Impfens nutzen, gering. Der bedeutende Kölner Immunologe Prof. Gerhard Uhlenbruck hat uns auf diese besondere Funktion des Darms aufmerksam gemacht. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.

Darmimpfungen können unter anderem auch gegen Infekte der oberen Atemwege eingesetzt werden. Präparate dafür gibt es unter den Handelsnamen Broncho-Vaxom, Ribomunyl und Luviac. Sie sind allerdings verschreibungspflichtig. Dies liegt keineswegs an ihrer Gefährlichkeit, sondern an ihrer Therapie Einstufung. Sie sind nämlich nicht als Medikamente, sondern als Impfstoffe zugelassen. Leider haben sich nur wenige praktische Ärzte mit der segensreichen Wirkung dieser vorbeugenden Darmimpfung beschäftigt. Daher können nicht sehr viele Patienten davon profitieren. Machen Sie als Patient Ihren Arzt darauf aufmerksam. Möglicherweise verschreibt er Ihnen ein solches Präparat. Die Ärzte finden Abhandlungen über die Wirkzusammenhänge in ihrer Fachliteratur.

Besser stellt sich die Situation bei der Darmimpfung gegen Blasenentzündungen dar. Meist sind es Frauen, die unter ständig wiederkehrenden, schmerzhaften Blasenentzündungen zu leiden haben. Hier schützt die Darmimpfung insbesondere gegen die Rückfälle. Handelsnamen der Präparate sind Uro-Vaxom und Uro-munal.

Aus Darm & Po. Gesunde Pflege von innen und außen. Jean Pütz, Christine Niklas, Ellen Norten

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