Essen & Gesundheit

Die Kraft der Vitalpilze.

Während in den westlichen Ländern Pilze lange Zeit fast vergessen waren, ist in Ostasien, China, Japan und Korea, das Wissen über die heilende Wirkung von Vitalpilzen nicht verloren gegangen. Bis zum heutigen Tag werden die Kenntnisse über Pilze gepflegt und ständig erweitert. Neben diesen Ländern mit ihrer uralten Traditionen finden sich immer mehr Befürworter der Pilztherapie u.a. in den USA, Kanada und Österreich. Die Heilbehandlung mit Pilzen nennt man Mykotherapie. Hier verwendet man Pilze oder pilzliche Substanzen zur Vorbeugung und Behandlung vieler Krankheiten.

Forscher gehen nach heutigem Stand davon aus, dass noch mindestens 1,5 Millionen unterschiedliche Wirkstoffe in unseren mitteleuropäischen Pilzen schlummern. Was für ein unschätzbarer organischer Rohstoff! Aber seine Erforschung steckt noch in den Kinderschuhen.

Der chinesische Raupenpilz, (Cordyceps sinensis): Energie und Vitalität

Vitalpilze: Cordyceps - Raupenpilz
Vitalpilze: Cordyceps – Raupenpilz

Dieser Vitalpilz wächst in den alpinen Graslandschaften und Höhenlagen bis zu 5000 m in Südwestchina, in der Provinz Yunnan, in Mittel- und Nordchina und Tibet. Sein Fruchtkörper ragt wie ein Finger aus dem Boden. Er lebt nicht wie viele andere Pilze am Holz oder auf Kompost, sondern er befällt und parasitiert unterirdisch lebende Schmetterlingsraupen, tötet sie ab und treibt anschließend auf die Erdoberfläche. Der Raupenpilz ist der teuerste unter den chinesischen Pilzen. Denn er ist sehr begehrt und kommt immer weniger in der Natur vor. Mittlerweile gelang es jedoch Wissenschaftlern das Myzel im Laboratorium in einer geeigneten Nährlösungen zu kultivieren. Erfreulicherweise ist das Mycel und der Extrakt aus ihm genauso wirksam und bei manchen Indikationen sogar erheblich wirksamer als der Fruchtkörper.

Cordyceps kann die körperliche Leistungsfähigkeit und Ausdauer steigern. Traditionell verwendet man ihn zur Unterstützung gesunder Atmungswege. Man hat beobachtet, dass der Pilz dabei helfen kann, den Sauerstofffluss im Körper zu verbessern und damit die Atemeffizienz steigern kann. Gleichzeitig wirkt er stärkend auf das Immunsystem. Der Cordyceps enthält Antioxidantien, die helfen können Zellschäden zu reduzieren und die Zeichen des Alterns zu verlangsamen.

Gedächtnis -Komplex

Maitake (Gemeiner Klapperschwamm) das Kraftpaket unter den Vitalpilzen

Dieser Vitalpilz sind eher unauffällig. Der Fruchtkörper gleicht einem kleinen, belaubten Busch und besteht aus zahlreichen, einander überlappenden Einzelhüten, die dunkelgrau, graubraun bis hellgrau sein können. Er wird ca. 40-50 cm hoch und kann ein Gewicht bis zu 15 kg erreichen. Man findet ihn neben Eichen, Edelkastanien oder an Rot- und Weißbuchen.  Heute wird er in mehreren Ländern kultiviert, in geringen Mengen auch in Europa. Beliebt ist er als Speisepilz in Japan und China, mittlerweile auch in den USA. Im Japanischen bedeutet sein Name „tanzender Pilz“.

Maitake enthält eine ausgewogene Mischung aus Vitalstoffen. Die medizinisch aktiven Substanzen des Maitake sind hauptsächlich Polysaccharide, dazu kommen noch Beta-Glucane, Antioxidantien und Sterole. Er ist ziemlich reich an Nukleotiden, chemischen Verbindungen, die besonders für den Aufbau der Nukleinsäure, einem Bestandteil der Zellkerne wichtig sind. Bemerkenswert ist auch der hohe Gehalt der Vitamin D-Vorstufe Ergosterol. Es ist ein Polysaccharid, das schon länger Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen ist.

In der chinesischen Heilkunde wird Maitake vielfältig eingesetzt. Einige Wissenschaftler halten ihn für das wirksamste Immunstimulans unter den bis jetzt bekannten Heilpilzen. Er soll gesunde Zellen schützen durch eine Vielzahl von Antioxidantien wie L-Ergothionein, Selen, Vitamin C, Vitamin A und Beta-Carotin. All dies kann dazu beitragen, die negativen gesundheitlichen Auswirkungen freier Radikale umzukehren – instabile Atome, die Schäden an Zellen verursachen und zu Krankheiten und Alterung führen können.

Studie über die Wirkung auf das Immunsystem

Shii-take, (Lentinula edodes), Heilkraft aus dem fernen Osten

Schon seit 2000 Jahren kennt und schätzt man in China und Japan Shii-take Pilze. In der Vergangenheit war er den japanischen Kaisern vorbehalten. Man bezeichnete den Pilz auch als den König unter den Pilzen. In seiner Heimat in Ostasien bevorzugt er ausschließlich abgestorbenes Holz. In der freien Natur kommt er in Europa nicht vor. Er kann jedoch auch bei uns auf gefällten Eichen, Kastanien und anderen heimischen Bäumen kultiviert werden. In Deutschland werden ganzjährig auf einer Fläche von 22 000 qm 251 Tonnen Shii-take geerntet. Möglich ist ein Anbau sowohl im Gewächshaus, im Haus und als auch im Sommer im Garten.

Vitaklpilze: Shii-take
Vitalpilze: Shii-take

Neben seinem unvergleichlichen Geschmack enthält er eine große Anzahl lebenswichtiger Nährstoffe und bioaktive Substanzen. Sein Eiweißgehalt von 19,1 % enthält mindestens 27 essentielle Aminosäuren und 7,1% Nukleinsäure, mehr als z.B. Fleisch mit 2,2-5,7% und die Mineralstoffe Eisen, Kalium, Kalzium, Phoshor und Zink.  Außerdem enthalten die Pilze die Vitamine Niacin, Riboflavin, Thiamin und besonders das interessante Ergosterin. Dieser Stoff ist eine Vorstufe vom Vitamin D. Bei natürlichem Licht oder einer Bestrahlung mit UV-Licht verwandelt sich Ergosterin in Vitamin D. Somit sind die Pilze ein natürlicher Vitamin D Lieferant, denn schon 4-5 getrocknete Pilze reichen aus, um den Vitamin D Bedarf eines Erwachsenen von 400 IE zu decken.

Vor allem aber seine Polysaccharide, Glykoprotein und weitere Stoffe machen den Pilz zum Vitalpilz. Die enthaltenen Glykoproteine können einen günstigen Einfluss auf das Immunsystem haben. Dazu kommt das im Shii-take enthaltene Eritaderin, bei welchen man einen positive Einfluss auf die Regulierung auf den Cholesterinspiegel festgestellt hat.  Ebenfalls exklusive enthalten ist das Polysaccharid Beta-Glucan Lentian. Dieses Polysaccharid soll die Aufnahme von Glukose im Darm verlangsamen, was den Blutzuckerspiegel konstant halten kann. Es ist nach Auffassung japanischer Forscher ein immunstabilisierendes Mittel und hat antivirale Eigenschaften.  Es ist sowohl therapeutisch zur generellen „Verjüngung“ älterer Menschen, als auch zum Schutze der Gesundheit aktiver, junger Menschen bei Stress und Erschöpfung nützlich.

Reishi (Ganoderma lucinum) oder glänzender Lackporling, „Pilz der Unsterblichkeit“

Der älteste Vitalpilz ist der Reishi oder Ling chih, wie er im chinesischen heißt.  Schon seit 4000 Jahren wird er in der chinesischen Volksmedizin für Heilzwecke verwendet. Übersetzt heißt der Pflanzenname „Pflanze der Unsterblichkeit“  Sein Geschmack ist sehr bitter. Daher wird er ausschließlich zu Heilzwecken eingesetzt. Die chinesischen Medizin empfiehlt ihn als eines der wirksamsten Stärkungsmittel. In Ostasien ist er unbestritten die Nummer 1 der Heilpilze.  Seine Wirkung wird häufig mit der des Ginsengs verglichen.

Vitalpilze: Reishi
Vitalpilze: Reishi

In Reishi Pilzen sind viele essentiellen Aminosäuren, u.a. Lysin und Leucin. Außerdem enthalten sie Polysaccharide, insbesondere Beta-Glucane, die eine wichtige Rolle bei der Stärkung des Immunsystems spielen. Sie haben die Fähigkeit mit den Immunzellen des Körpers zu interagieren, vor allen mit den weißen Blutkörperchen, die für die Infektionsbekämpfung zuständig sind. Möglicherweise hat dieses einen vorbeugenden Effekt auf verschiedene Erkrankungen.

Die enthaltenen Triterpene schätzt man für ihre antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften. Sie reduzieren die Produktion freier Radikale und schützen so die Zellen vor oxidativem Stress. Außerdem haben sie die Fähigkeit das schlechte Cholesterin im Körper zu reduzieren und den Blutdruck zu regulieren. Zudem schreibt man dem Reishi beruhigende Eigenschaften zu, was einen gesunden Schlaf fördert und zum Stressabbau beiträgt.

Chaga (Schiefer Polling) Inonotus obliquus

Der Chaga-Pilz stammt ursprünglich aus Sibirien und dem Norden Chinas. Er gedeiht auf Birken und anderen Bäumen und ist vor allem heimisch in den großen Birkenwäldern Russlands, Nord- und Osteuropas und des Baltikums sowie in Kanada, Alaska, im Norden der USA, in Korea und Japan. Für den Verzehr als Vitalpilz sind vor allem die Pilze von lebenden Birken attraktiv. Bewohner Sibiriens haben den Pilz seit Urzeiten zu einem stärkenden Tee verarbeitet und ihm den Spitznamen “Geschenk Gottes” verliehen. Der Chaga hat seit etwa 4000 Jahren einen festen Platz in der russischen und chinesischen Tradition.

Vitalpilze Changa
Vitalpilze Changa

Im Beutel des „Ötzis“, der Gletschermumie, wurden einige Chang Pilze gefunden. Wahrscheinlich nutzte er sie zur Wundbehandlung, um Infektionen vorzubeugen.

Die Anwendung des Chaga war in allen Kulturkreisen ähnlich – Chaga wurde fast immer als Tee getrunken. Der holzartige Pilz wird hierzu getrocknet und gebrochen, wobei Brocken und Pulver entstehen, die mit Wasser aufgegossen werden und einen kräftig herb schmeckenden Tee ergeben. In China begann die wissenschaftliche Forschung über die Changa Pilze erst in den 50er Jahren, im Westen erst viel später. Man fand in den Pilzen über 200 nachgewiesene Wirkstoffe. Darunter das entzündungshemmende Sterol Inotodiol. Da Changa Pilze häufig auf Birken wachsen, enthalten sie das von Birken stammende Betulin, das ebenfalls als antientzündlicher Stoff eingestuft wird. Im Mittelpunkt der Forschung stehen jedoch die enthaltenen Polysaccharide, besonders Beta-1,3 und Beta-16 Glucane. Bei ihnen stellt man neben antioxidativen und entzündungshemmenden auch blutdrucksenkende Eigenschaften fest.

Hericium (Hericium erinaceus) Igel-Stachelbart, Affenkopfpilz oder Pom Pom

Hericium ist ein Vitalpilz, der vor allem in den gemäßigten Wäldern Asiens, Europas und Nordamerikas vorkommt. Seit Jahrhunderten wird er in der traditionellen chinesischen Ernährungslehre aufgrund seiner harmonisierenden Eigenschaften hoch geschätzt. Er wächst als holzzersetzender Weißfäulepilz auf frischem Totholz. Er wird auch als Speisepilz geschätzt. Sein Geschmack erinnert an Hühnchen- oder Krabbenfleisch.

Hericium enthält wichtige bioaktive Stoffe wie Polysaccharide, Beta-Glucane und Hericenone. Hericenone sind aromatische Naturstoffe, die die Blut-Hirnschranke leicht überwinden können. Bekannt sind sie als Stimulatoren der Biosynthese der Nervenwachsstumsfaktoren. Dadurch verspricht man sich eine verbesserte Heilung geschädigter Nervenzellen. Man schätzt auch seine Wirkung auf den Magen-Darmtrakt.

Polyporus umbellatus (Eichhase)

Der Polyporus (Polyporus umbellatus) ist ein viel geschätzter Vitalpilz, bekannt auch unter dem Namen Eichhase. Er bevorzugt feuchte, schattige Umgebungen und gedeiht von Juni bis Oktober büschelweise auf verrottendem Holz, insbesondere an den Wurzeln und Stümpfen von Laubbäumen wie Eichen. Diese Büschel enthalten häufig über 100 Fruchtkörper und können bis zu 20 Kilogramm wiegen. Typisch für das Erscheinungsbild des Polyporus sind die hellbraunen Hüte, die eine Breite von zwei bis fünf Zentimetern erreichen. Dieser beliebte Speisepilz ist in Europa rar und man findet ihn hauptsächlich in Asien.

In der traditionellen chinesischen Ernährungslehre wird er schon seit über 2000 Jahren verwendet und gilt dort vor allem als Yin-stärkend. In der chinesischen Medizin setzt man ihn wegen seiner harntreibenden Wirkung, der Entschlackung und zur Verbesserung der Hautstruktur ein. Neben den Mineralien Eisen, Kalzium, Kalium und verschiedene B-Vitamine enthalten die Vitalpilze Ergosterin eine Vorstufe von Vitamin D. Des weiteren findet man in den Pilzen wertvollen bioaktiven Substanzen wie Polysaccharide und Beta-Glucane.

Einige seiner Wirkstoffe begünstigen das Wachstum der Haare und machen sie voller und schöner. Die enthaltenen Triterpene im Zusammenspiel mit anderen Inhaltsstoffen bremsen die Bildung des Hautirritationen hervorrufenden Histamins. Dadurch können allergische Reaktionen gedämpft oder sogar verschwinden.

Agaricus (Agaricus subrufescens) Sonnenpilz

Der bis zu 10-14 cm große Pilz stammt aus Südamerika. Da er nur bei Sonnenlicht seinen Fruchtkörper bildet, nennt man ihn auch den Sonnenpilz. Er hat ein nussiges Aromas ist daher ein beliebter Speisepilz. Wegen seines medizinischen Nutzens wird er besonders in den USA und Asien erforscht und kultiviert. In Europa ist er weniger bekannt.

Der Pilz schüttet Botenstoffe wie das Interferon aus. Daher soll er das Immunsystem regulieren. Zusätzlich stellt er Abwehrzellen wie T-Lymphozyten, Fresszellen und natürliche Killerzellen bereit. Wie damit Erreger, wie Bakterien und Viren oder Tumorzellen ausgeschaltet werden können, sind interessante Themen für die zukünftige Pilzforschung.

Die im Pilz enthaltenen Beta-Glucane wirken im Darm, indem sie den Zucker binden, die Darmflora nähren und die Abwehr von Erregern stimulieren.

Haut-Haare-Nägel Komplex

Allgemeine Informationen zu den Vitalpilzen.

Vitalpilze können ein vielversprechendes Nahrungsergänzungsmittel mit zahlreichen gesundheitlichen Vorteilen sein. Aber wie bei allen Ergänzungsmitteln sollte man sie nicht als Ersatz für eine ausgewogene Ernährung verwenden. Richtig angewandt können sie eine nützliche Ergänzung zur Förderung der allgemeinen Gesundheit und des Wohlbefindens sein.

Obwohl die bioaktiven Verbindungen in den Heilpilzen eine positive Wirkungen auf den Körper zeigen, bedarf es noch weiterer Forschung.  Zudem reagiert jeder Körper unterschiedlich. Daher variieren die Ergebnisse je nach individueller Biochemie. Es ist ratsam, immer einen Mediziner oder Ernährungsberater zu konsultieren, bevor man die Pilze als Nahrungsergänzung in die Ernährung einbezieht.

Darüber hinaus können Pilze auch allergische Reaktionen hervorrufen. Diese können Hautausschläge, Juckreiz, Nesselsucht oder Atembeschwerden umfassen. Wenn eine solche Reaktion auftritt, sollte der Konsum sofort gestoppt und ein Arzt konsultiert werden.

Da es nicht genügend wissenschaftliche Daten gibt, ob die Einnahme von Heilpilzen während der Schwangerschaft oder Stillzeit sicher ist, wird daher empfohlen, in dieser Zeit auf den Konsum zu verzichten oder vorher den behandelnden Arzt zu konsultieren.