Und in der Wüste wächst doch ein Baum – der Niembaum
Der Niembaum: Die Niemcooperative im Norden Venezuelas in der Gemeinde Dabajuro.

Der Niembaum kann zwar nichts gegen die Versalzung des Bodens ausrichten. Allerdings kann er auf den extrem trockenen, erosionsgeschädigten Böden wachsen. Die ursprüngliche Idee war es, Schatten zu gewinnen. Das sollte die Erosion stoppen, um unter den Bäumen dann irgendwann einmal wieder Landwirtschaft betreiben zu können. Inzwischen produzieren die Bäume so viel Früchte und damit Samen, dass man daraus bereits Insektizide gewinnen kann.
Gerhard Schnepel, Mitbegründer des Projektes : „Der Niembaum ist nicht nur ökologisch hochinteressant als Quelle für natürliche Insektizide, sondern weist auch ökologisch eine Perspektive auf, weil sich über die Vermarktung von Niembäumen aus den Baumschulen im Projekt Einnahmen erzielen lassen, die wichtig sind, um den Lebensstandard in diesen Orten zu verbessern.“
Der Niembaum und die Ziegen der Cooperative
In dieser heißen Gegend ist die Ziegenhaltung ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Leider ist die Ziegenhaltung durch Hautparasiten wie Läuse, Flöhe und Zecken stark bedroht. Die Kosmetik- und Naturheilspezialistin im Niemprojekt Veronica Seher entwickelte ein Niemshampoo, mit dem die Ziegen erfolgreich behandelt wurden.
Zwar finanziert das Niemprojekt keine wissenschaftlichen Arbeiten, doch stießen drei Veterinärmediziner zur Kooperative, die Unterstützung für ihre Diplomarbeiten suchten. Den jungen Wissenschaftlern stellte man Niemsamen zur Verfügung, um im Niem- und integrierten Ziegenprojekt eigene Versuche durchzuführen.
Die jungen Forscher fanden dabei heraus, dass eine Niemlösung nicht nur gegen äußere Parasiten wirksam ist, sondern dass sie gleichzeitig auch einer Reihe von inneren Schmarotzern, so genannten Endoparasiten, das Leben schwer machen kann. Die Ziegen sind stark befallen von parasitischen Einzellern und vor allem von Würmern. Der Eiweißstoffwechsel ist gestört, weil sie auch bei guter Fütterung nicht mehr alle Nährstoffe verwerten können. Das Fell der Tiere wird dann stumpf oder fällt sogar aus.
Die Wirkung von wässrigem Niemextrakt auf innere Schmarotzer war bis dahin kaum untersucht worden. Die jungen Forscher bewegen sich hier auf völligem Neuland. Nachdem die Wirksamkeit der Niemlösung erwiesen ist, müssen sie nun die richtige Konzentration für die innere Anwendung für eine Wurmkur finden. Die Experimente ergaben, dass der Fadenwurmbefall durch Niem deutlich gesenkt werden kann. Ziegen sprachen deutlich besser an als Rinder, obwohl beide Tierarten von verwandten Fadenwürmern befallen waren. Hier muss noch weiter geforscht werden.
Und in der Wüste wächst doch ein Baum
Dabujuro, der Ort in der Wüste ist wieder ergrünt.